Man könnte von Kärnten aus die Karawanken überqueren, um nach Slowenien zu gelangen. Dann wäre auch der letzte noch fehlende Alpenstaat auf meiner Tour erreicht. Wenn da nicht die Steiermark wäre. Die Steiermark? Wieso sollte die auf diesem Weg stören, fragt sich der ortskundige Österreichwanderer? Weil es dort Wein zu trinken gibt und viele Freunde auf mich warten, um die traditionelle Weinwanderung in der Südsteiermark zu zelebrieren. Eine kleine Pause ist also unvermeidlich.
Ein Slowenien-Abstecher hätte es aber zuvor von der Klagenfurter Hütte aus fast werden können. Wenn da nicht schon wieder der Regen wäre. Also belassen wir es beim Blick hinauf zum Grenzkamm und kehren nach der Hüttenbrotzeit wieder um. Am nächsten Tag – immer noch in Kärnten – ist das touristische Publikum zwar zahlreich und international, aber der Gipfel doch sehr österreichisch: Der Pyramidenkogel wird vom welthöchsten Holz-Aussichtsturm geziert, von dem man direkt auf den berühmt-berüchtigten Wörthersee blickt.
Der Reiz dieser ausgedehnten Wandertour ist ja gerade der, so lange immer wieder neue Anläufe zu unternehmen wie die Energie und Motivation reicht. Weg und Ziel werden desöfteren angepasst, Regentage und geschädigte Hundepfoten notfalls ausgesessen und die Gunst des Zufalls wird immer wieder in Anspruch genommen.
Also, fahre ich noch einmal ans letzte Ende des Bahnnetzes, in diesem Fall ins südwestlichste öffentlich erreichbare Dorf der Steiermark. Busverbindungen gibt’s in den Sommerferien hier praktisch nicht, also ist auch da Schluss mit der Fahrt, wo das Gleis endet.
Es hört in dieser Gegend allerdings nicht nur der Service der Bahn auf, sondern auch weitgehend der von Alpenvereinen und Hüttenbetreibern. Die einzige Hütte weit und breit ist ein Notbehelf für Selbstversorger. Laut Hüttenbuch bin ich der dritte Übernachtungsgast – seit 2011. Immerhin gibt es frisches Brunnenwasser, trockenes Holz und einen primitiven Holzofen, den man sehr gut auch im August gebrauchen kann.
Der Vorteil an einem Notbett, bestehend aus zusammengeschobenen Holzbänken mit einer Isomatte und einem Schlafsack darauf, ist, dass es so hart und unbequem ist, dass man freiwillig mit dem ersten Sonnenstrahl aufsteht und durch die beschauliche Morgendämmerung wandert bis sich der erste faszinierende Ausblick auf das nebelgefüllte Drautal bietet.
Auch wenn das antiquierte Bahngleis unten im Tal nicht so aussieht, hin und wieder fährt an diesem verlassenen Dorfbahnhof in Vuhred tatsächlich auch ein Zug – mit großzügiger Verspätung – ab in Richtung Maribor und von dort weiter nach Ljubljana.
Damit beschließe ich nach 25 Wandertagen, fast 400 Kilometern, erstaunlich wenigen Blasen und nur 16 von insgesamt 342 Via-Alpina-Etappen – genug Reserve für die nächsten Jahre – diese Tour unter dem beschützenden slawischen Drachen von Ljubljana.
























































