Das Beste an einer langen, experimentellen Reise wie dieser ist die Terminlosigkeit. Bis auf wenige Ausnahmen bewege ich mich ohne genauen Plan und ohne feste Zeiten durch die Welt und überlasse die Details der Umgebung, dem Gefühl, den Empfehlungen von anderen Reisenden oder dem Zufall. Hin und wieder gibt es einen Flug oder Zug zu erreichen und die gefühlte Zeitlosigkeit gerät vorübergehend wieder in feste Bahnen und mangels Gewohnheit dann manchmal auch in Hektik. Zum Ende hin geht die Zeit der großen Freiheit dann doch unvermeidlich vorbei und zwangsläufig wird der Reiseplan etwas genauer festgelegt.
Wenn sich eine Reisegruppe nach dem gemeinsamen Mittagessen schon zu spät in Richtung Bahnhof aufmacht, dürfen individuelle Komplikationen nicht mehr vorkommen, um die Abfahrt des Zuges noch zu erreichen. Es geht nur ein paar Minuten zu Fuß durch die Innenstadt, steile Stufen bergab zuerst, danach noch zweimal um die Ecke. Als mir allerdings kurz vorm Ziel siedend heiß wieder einfällt, dass ich ja noch ein geliehenes Fahrrad hatte, das leider jetzt noch am Restaurant steht, dann wird’s allmählich knapp.
Ich präge mir den Weg durch die turbulenten vietnamesischen Gässchen möglichst gut ein, starte sicherheitshalber die GPS-App meines Handys und verlasse die Gruppe, um zurück zu sprinten so schnell es geht. Der Weg sollte leicht zu finden sein, es darf aber jetzt auch nichts mehr schiefgehen.
Die Steigung ist plötzlich enorm anstrengend, das schwere Mittagessen drückt im Magen, ich fühle mich als hätte ich Blei in den Schuhen, es geht kaum noch voran, ich werde immer langsamer, die Schwerkraft scheinbar mit jeder Sekunde stärker. Ein elektrisches Golf-Kart fährt neben mir vorbei und jemand darin faselt etwas von einem Hotel. Ich rufe, ob ich ein Stück mitfahren kann, erreiche es mit letzter Kraft….. und wache auf.
Der Wecker neben dem Bett zeigt 04:55 Uhr. Es ist die erste Nacht nach dem Ende der Reise und im Traum mischen sich also die Straßen von Saigon mit dem Beach-Hotel auf Langkawi und den steilen Pfaden von Sa Pa. Eine riesige Menge an Eindrücken ist noch gar nicht verarbeitet. Deutschland ist in dicke Wolken- und Nebelschichten eingepackt. Aber im Kopf bleibt noch für eine Weile die Erinnerung an tropische Gärten, quirlige Städte und sonnige Tage.













































