Archiv des Autors: TH

Wenn’s mal wieder länger dauert aufm Klo, …

 

… dann ist es doch schön, wenigstens interessante Leute in der Warteschlange zu treffen.

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Aber wehe, es pinkelt hier einer im Stehen!

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Achten Sie beim Reisen auf Straßendiebe! Schon beim Frühstück.

Straßendiebe

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Via Alpina – Tag 22 bis 25: Kjer gre za Slovenijo?

Man könnte von Kärnten aus die Karawanken überqueren, um nach Slowenien zu gelangen. Dann wäre auch der letzte noch fehlende Alpenstaat auf meiner Tour erreicht. Wenn da nicht die Steiermark wäre. Die Steiermark? Wieso sollte die auf diesem Weg stören, fragt sich der ortskundige Österreichwanderer? Weil es dort Wein zu trinken gibt und viele Freunde auf mich warten, um die traditionelle Weinwanderung in der Südsteiermark zu zelebrieren. Eine kleine Pause ist also unvermeidlich.

Ein Slowenien-Abstecher hätte es aber zuvor von der Klagenfurter Hütte aus fast werden können. Wenn da nicht schon wieder der Regen wäre. Also belassen wir es beim Blick hinauf zum Grenzkamm und kehren nach der Hüttenbrotzeit wieder um. Am nächsten Tag – immer noch in Kärnten – ist das touristische Publikum zwar zahlreich und international, aber der Gipfel doch sehr österreichisch: Der Pyramidenkogel wird vom welthöchsten Holz-Aussichtsturm geziert, von dem man direkt auf den berühmt-berüchtigten Wörthersee blickt.

Der Reiz dieser ausgedehnten Wandertour ist ja gerade der, so lange immer wieder neue Anläufe zu unternehmen wie die Energie und Motivation reicht. Weg und Ziel werden desöfteren angepasst, Regentage und geschädigte Hundepfoten notfalls ausgesessen und die Gunst des Zufalls wird immer wieder in Anspruch genommen.

Karte_Bahn_VuhredAlso, fahre ich noch einmal ans letzte Ende des Bahnnetzes, in diesem Fall ins südwestlichste öffentlich erreichbare Dorf der Steiermark. Busverbindungen gibt’s in den Sommerferien hier praktisch nicht, also ist auch da Schluss mit der Fahrt, wo das Gleis endet.

Kapunerhütte

Es hört in dieser Gegend allerdings nicht nur der Service der Bahn auf, sondern auch weitgehend der von Alpenvereinen und Hüttenbetreibern. Die einzige Hütte weit und breit ist ein Notbehelf für Selbstversorger. Laut Hüttenbuch bin ich der dritte Übernachtungsgast – seit 2011. Immerhin gibt es frisches Brunnenwasser, trockenes Holz und einen primitiven Holzofen, den man sehr gut auch im August gebrauchen kann.

Kapunerhütte_Ofen

Der Vorteil an einem Notbett, bestehend aus zusammengeschobenen Holzbänken mit einer Isomatte und einem Schlafsack darauf, ist, dass es so hart und unbequem ist, dass man freiwillig mit dem ersten Sonnenstrahl aufsteht und durch die beschauliche Morgendämmerung wandert bis sich der erste faszinierende Ausblick auf das nebelgefüllte Drautal bietet.

Drautal_im_Nebel

Auch wenn das antiquierte Bahngleis unten im Tal nicht so aussieht, hin und wieder fährt an diesem verlassenen Dorfbahnhof in Vuhred tatsächlich auch ein Zug – mit großzügiger Verspätung – ab in Richtung Maribor und von dort weiter nach Ljubljana.

Bahngleis_VuhredDamit beschließe ich nach 25 Wandertagen, fast 400 Kilometern, erstaunlich wenigen Blasen und nur 16 von insgesamt 342 Via-Alpina-Etappen – genug Reserve für die nächsten Jahre – diese Tour unter dem beschützenden slawischen Drachen von Ljubljana.Drachenbrücke

 

 

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Via Alpina – Tag 21: Berghochzeit

Liebe Jasmin, lieber Andi,

sehr vorzüglich gewählt war das wirklich von Euch, Eure hervorragend organisierte und sehr amüsante Hochzeit in den bayrischen Alpen zu feiern. Für die direkte Trekking-Anreise zu Fuß hat’s zwar nicht ganz gereicht, auch wenn der Fernwanderweg praktisch hinter dem Haus an der wohlplatzierten Location am Tatzelwurm vorbeigeht. Ein kurzer und steiler Aufstieg zum Brünnsteinhaus war dennoch drin am Vortag. Zusammen mit Hunderten von Trailrunnern waren wir dort nicht so ganz allein. Und vor allem auch nicht ganz so schnell wie der Sieger mit seinen 42 Minuten für die 800 Höhenmeter. Aber wir mussten ja auch noch Kraft sparen für die Hochzeitsfeier. 😉

Vielen Dank für das sehr schöne Fest & alles Gute für Euch!

Ein Applaus dem Brautpaar!

Jasmin&Andi

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Bayrische Bahn Beratung

Berchtesgaden Hauptbahnhof. Eine sehr agile Fränkin mit windschnittigem Fahrradhelm in ihren allerbesten „Silver Age“ Jahren sucht verzweifelt und ziemlich hektisch den Informationsschalter. Als sie herausgefunden hat, dass an diesem Hauptbahnhof Information, Ticketverkauf und notfalls Übersetzungsdienstleistungen an ein und demselben (einzigen offenen) Schalter erbracht werden, stellt sie sich nervös wartend hinter einem Schwaben mit komplizierter Routenanfrage, einer chinesischen Touristin (auf ihrem Zettel steht in Großbuchstaben MÜNCHEN) und hinter mir an. Der Mitarbeiter der Berchtesgadener Land Bahn (BLB) bewältigt alle Kundenanfragen routiniert und gibt ganz freundschaftlich nebenbei noch Tipps, wie man sich mit dem Bayernticket auch durch Stadtbusse schmuggelt.

Die Aktiv-Fränkin ist an der Reihe. Energisch schnattert sie los: „Ja, hallo. Wir wollen zu zweit mit zwei Rädern nach Ansbach fahren.“ Der gestandene oberbayrische Bahnmitarbeiter antwortet kompetent und in aller Ruhe: „Do moane wead’s ganz schee strampen miassn.“

Die Frau aus Ansbach versteht kein Wort. Vermutlich auch wenig Spaß, so wie sie dreinschaut. Die Chinesin kam mit dem Urbayern deutlich besser zurecht als die Frankenradlerin. Mit der Landbahn darf sie am Ende trotzdem mitfahren. Von bayrischer Gelassenheit nimmt sie allerdings nichts mit nach Hause als sie sich mit schweigendem Ehemann und unvermindert zackigen Bewegungen Richtung Bahnsteig begibt, schon eher große Verwunderung über dieses rätselhafte Bergvolk mit dem merkwürdigen Humor und dem unverständlichen Dialekt.

 

* – * – *

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Via Alpina – Tag 18, 19 und 20: Vom grauen Meer in den grünen See

Morgens bei Sonnenaufgang ein letzter Blick zurück von der Hütte ins Tal:

 

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Mittags ein (früherer) Ozean aus Gestein so weit das Auge reicht:

 

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Abends der nächste Stempel im Gipfellogbuch und die verdiente „Brotzeit“:

 

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Eine Nacht an Deutschlands Kältepol bedeutet – zumindest in diesem August – Aufstehen bei 5 Grad und Aufbruch bei Nebel:

 

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Damit ist noch eine Überschreitung von einem Land zum nächsten komplett, verbunden mit der Rückkehr auf die Via Alpina: Das Steinerne Meer und über 1600 m Höhendifferenz (auf dem einfachsten Weg) trennen Österreich (Salzburger Land) von Bayern. Wieder unten angekommen wartet der grün schimmernde, herrlich erfrischende Königssee:

 

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Und das Schiff zurück in die Zivilisation:

 

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Variante Alpina – Tag 17: Tirol-Salzburg

Eine gemütliche Gipfelbrotzeit sieht anders aus. Zu nass zum Sitzen, zu windig zum Bleiben, zu trüb zum Runterschauen. Trotzdem sind wir stolz, es geschafft zu haben. Ich verewige mich als erster (und wahrscheinlich letzter) des Tages im Gipfelbuch und steige auf der anderen Seite wieder ab.

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Damit ist noch einmal eine Ländergrenze überschritten – in diesem Fall allerdings zwischen zwei Bundesländern: Von der Bochumer Hütte (Kelchalm) in Tirol über den Saalkogel als Grenzgipfel führt der Weg nun ins Salzburger Land.

 

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Selbst der Zenz hat nur noch einen Vorschlag an der nächsten im Dauerregen erreichten Hütte: Rein zum warmen Kachelofen der Saalalm und am besten nicht mehr raus.

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Variante Alpina – Tag 15 und 16: Gipfel und Geysir

Regenradar

 

Die Alpen-Niederschlagsprognose zeigt (wieder) viel blau (Regen) gespickt mit ein bisschen gelb-grün (Schnee). Erfrischende Aussichten für Hochsommer! Alpen-Niederschlagsspekulation würde den Kern der Sache dieses Jahr sowieso besser treffen. Die Präzision der Vorhersagen ähnelt meistens mehr einem ominösen Orakel als einem halbwegs zuverlässigen Planungsinstrument. Flexibel sein und den Standort wechseln macht das Unterfangen also auch selten trockener. Ein Sprung in die nächste Bergregion und vorübergehend weg von der Via Alpina – in die Kitzbüheler Alpen – sorgt aber dafür noch einmal für mentale Verstärkung und wir ziehen nun wieder zu dritt los – und erreichen trockenen Fußes den Gipfel des Brechhorns.

 

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Dafür kommt der Regen (und der Hagel) diesmal umso kräftiger am Abend. Der Hüttenwirt schaltet seine komplette Elektrik aus Angst vor Blitzschlag ab. Der große Terrassenschirm stürzt vor dem Fenster im Sturm um. Die Fahrstraße ins Tal wird von einer Mure weggerissen und ist unpassierbar. Wie beruhigend ist es, das Naturspektakel aus der Gaststube zu beobachten und nicht auf einem steilen Bergpfad.

 

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Am nächsten Morgen ist der Himmel klar und ruhig. Aber hat das heftige Gewitter am Vorabend einen Geysir in Tirol hinterlassen? Oder senden die Murmeltiere nun Rauchzeichen und suchen Vermisste? Egal, Hauptsache wir haben Glück und erwischen die wenigen regenfreien Stunden.

 

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Via Alpina – Tag 14: Lieferung durch das Schweizertor

Neues Land, neues (Wetter-)Glück: Bei aller Begeisterung über die faszinierende Schweizer (und Liechtensteiner) Bergwelt war leider die Regenmenge doch deutlich über dem gewünschten und meistens auch über dem vorhergesagten Maß. Ich verlasse also die Republik der Eidgenossen am Cavelljoch im Rätikon in der Hoffnung auf mehr Sonne in Österreich. Der Tag beginnt auch mit ein paar wärmenden Strahlen, aber je weiter der Weg in die Höhe steigt, desto schärfer und kälter weht ein verdächtiger Wind. Es gibt viele Routen und Pfade in der Gegend, die Österreich (Vorarlberg) mit der Schweiz (Graubünden) verbinden. Der markanteste führt durch das Schweizertor, einer Lücke im Fels, die aussieht als ob ein riesiges Portal für eine gigantische Ritterburg in die steinerne Grenzmauer gehauen worden wäre. Mein Weg führt auf österreichischer Seite direkt daran vorbei.

 

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Ob eine Ritterburg hinter dem Tor steckt, kann ich leider nicht mehr ausmachen, da nicht nur ein eiskalter Wind von der Schweiz durch das große Loch herüberbläst, sondern in dem Moment, in dem ich dort ankomme, auch eine Nebelmaschine im Nachbarland aktiviert wird, die das Tor zum wolkenspeienden Monster macht und innerhalb von wenigen Minuten alles in einen weißen Schleier taucht, so dass ich kaum die jeweils nächste Wegmarkierung erkennen kann. Vielen Dank, liebe Schweizer! Ihr schickt mir also Eure Wolken sofort hinterher, wenn ich ins nächste Land weiterziehe.

 

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Also Zähne zusammenbeißen, Handschuhe anziehen, die Hoffnung nie aufgeben! Es geht praktisch blind über den nächsten Pass weiter bis sich die Wolken langsam wieder lichten und am Ziel an der Lindauer Hütte – man glaubt es kaum – zeigt sich tatsächlich abends noch einmal die Sonne.

 

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Via Alpina – Tag 13: Watwanderung

Kurz bevor ich die Hoffnung endgültig aufgeben wollte, hat der Dauerregen doch tatsächlich endlich aufgehört. Das heißt noch lange nicht, dass das Wasser jetzt weniger wird. Es kommt nur nicht mehr von oben, sondern sprudelt fröhlich aus jedem Loch, von jedem Fels und vor allem auch aus jedem Wanderweg.

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Der Familienbetrieb Schesaplana-Hütte ist dafür so herzig mit den regen- und schlammgeplagten Gästen, dass die Abendsonne zur Belohnung über die abgesunkene Wolkendecke hinwegscheint.

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Seewis > Schesaplana-Hütte

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Was nehme ich bloß?

Lange Speisekarten in anderen Ländern stellen einen ja oft vor gewisse Herausforderungen und bringen Entscheidungsqualen mit sich. Das passiert in diesem bodenständigen Lokal kaum. Möglicherweise ist auch noch der Fitnessteller mit Schnipo identisch.

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Via Alpina – Tag 11 und 12: Drei bei jedem Wetter

An der Wetterlage hat sich durch die Standortänderung von der Südschweiz durch drei Täler über zwei Pässe und eine Landesgrenze nach Malbun in Liechtenstein nichts geändert. Kurze sonnige Abschnitte werden viel zu schnell von langen Regenphasen abgelöst. Aber das Leid erträgt sich nun zu dritt leichter als zuvor ganz allein. Mit weiblichem Beistand an der Seite und einem tierischen Berg-Enthusiasten vorne weg trotzen wir nun jedem Wetter.

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Das kleine Fürstentum bleibt für ein paar Tage Homebase und Trockenraum. Den Blick vom Augstenberg genießen wir noch bei Sonne, auf der Pfälzer Hütte weht schon der kalte Wind und am nächsten Tag auf der Gafadurahütte wird die Regenausrüstung einem echten Härtetest ausgesetzt. Letzte Schwachstellen werden sofort optimiert. Wer weiß, wie viel Wasser dieser Sommer noch bereithält.

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Via Alpina – Tag 10: Unter Dampf

Was nutzen tolle Aussichtsgipfel, wenn Regen und Nebel den Blick verbauen. Die Wetterprognose steht ganz im Gegensatz zum schrecklich schlechten Marketingslogan der Walliser Bergbahnen. 10 Minuten nach dem Losgehen setzt der Regen ein und eine halbe Stunde danach ist alles vom Nebel eingehüllt.

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Die Alternative liegt aber Gott sei Dank nahe. Ein Bahnhof ist in der Schweiz nie sehr weit. Und ein Zug in besseres Wetter hoffentlich auch nicht.

Um kein Stückchen blauen Himmel und keinen der seltenen Sonnenstrahlen zu verpassen, nehme ich nicht den Express durch den Furkatunnel, sondern die geringfügig langsamere Dampfbahn über den Pass. Geringfügig langsamer heißt in diesem Fall 2 Stunden für 15 km – Brotzeit-Stopp auf der Passhöhe inklusive. Und der ist erstaunlicherweise sogar regenfrei.

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Märjela Gletscherstube > Tälligrat > Fiescheralp

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Via Alpina – Tag 9: Gletscher in klein, mittel und groß

Noch bevor ich mein Hüttenstockbett verlasse, sehe ich in der Morgensonne rot leuchtende Gipfel unter klarem Himmel. Und ewiges* Eis direkt darunter. (*auch die Ewigkeit ist relativ: Klimawandel vorbehalten)

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Der Sabbione-Gletscher, der da so sichtgünstig unterhalb des Ofenhorns hängt, ist auch heute schon ein eher kleines Exemplar seiner Gattung.

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Der Gries-Gletscher an der Grenze zwischen Italien (Piemont) und Schweiz (Wallis) ist schon eine Nummer größer, schrumpft aber vor sich hin. Vor ein paar Jahren ging er noch bis zum See.

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Aber es geht noch viel größer in der Gegend. Die zur Zeit knapp bemessene Sonne und das hervorragende Schweizer Bus- und Bahnnetz wollen heute genutzt werden, um vor dem nächsten Schlechtwettereinbruch noch eine richtig große Ausgabe der vielen hier verstreuten Gletscher zu sehen – den Großen Aletschgletscher, mit über 20 km Länge der größte der Alpen.

 

 

 

 

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Via Alpina – Tag 8: Fer zälle mit üns Walser

Die Wetterlage ist immer noch zweifelhaft. Die kurze Pause in Turin und der „Sprung“ ins Val Formazza haben leider als Flucht vor der Schlechtwetterzone gar nichts genutzt. Das Regenradar zeigt bedrohlich rot-orangefarbene Flecken über dem Aletschgletscher im nächsten Tal. Hoffentlich bleiben sie da auch hängen. Sicherheitshalber bleibe ich auf der italienischen Seite des Grenzkammes und beschleunige und vereinfache die heutige Etappe etwas. Die erste langweilige Stunde Aufstieg im Wald nimmt mir ein Sessellift ab. Beschleunigung trifft allerdings nicht ganz den Kern der Sache. Die moderne Anlage (aus den 60er Jahren) wird von einem Liftmann gesteuert, der praktischerweise gerade in meiner Pension seinen Frühstückskaffee trinkt. Er nimmt mich direkt mit in seinem rostigen Fiat Panda (fast ähnliches Baujahr wie der Lift), so dass ich um Punkt 8 Uhr als erster Fahrgast in den Lift steige.

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Der Hauptschalter für den Lift setzt nicht nur den ultraschnellen Motor in Bewegung,
sondern auch die Musikanlage, die nun Jack Johnson aus den Lautsprechern an jedem Liftmasten säuseln lässt. Es ist Juli, der Himmel ist grau, es hat 8 Grad, aber hier fühlt es sich jetzt trotzdem fast an wie auf Hawaii – zumindest so lange der Regen weiter im Nachbartal bleibt.

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Er bleibt dort. Den ganzen Tag. Jack Johnson im Lift wirkt offenbar Wunder.

Und falls sich das Wetter doch noch ändern sollte, hält die Hütte ausreichend Bildungsmaterial bereit, sogar einen Sprachkurs – für die Kommunikation mit dem Wandervolk der Walser, das hier früher durchgezogen ist und die Wege über die Pässe angelegt hat.

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Sagersboden > Rifugio Margaroli > Passo di Nefelgiù > Lago di Morasco > Rifugio Città di Busto

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Via Alpina – Tag 7: Gegenverkehr und andere Hindernisse

Es geht doch nichts über eine im frischen Morgentau glitzernde und in bunten Farben blühende Almwiese. Das finden auch die Mücken. Und was für Mücken! Lange Ärmel und eine dicke Schicht Insektenmittel halten eine vom rauen Bergklima gestählte Mücke noch lange nicht vom Stechen ab. Also lieber schnell aus der sumpfigen Gegend raus – wenn da nicht plötzlich lebhafter Gegenverkehr wäre. Und leider keine Ausweichmöglichkeit weit und breit.

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Eine durch die ruhige Bergatmosphäre tiefenentspannte Kuh lässt sich durch nichts und niemanden beschleunigen. Also abwarten und die gemütlich kauende Truppe vorbei ziehen lassen. Eine Viertelstunde später ist dann der Weg auch schon wieder frei. Die exorbitant hohe Insektendichte hat sich nun über dem neuen Bodenbelag, den die Kuhherde hinterlassen hat, nochmals vervielfacht.

Ob es an den Dämpfen der zahllosen frischen Kuhfladen liegt, weiß ich nicht, aber die Wetterlage entspricht den ganzen Tag der einer Waschküche – stickig warm und keine fünf Meter Sicht. Das fast erreichte Flachland kann man kaum erahnen. Kommt der Wetterumschwung noch früher als vorhergesagt?

Dass auch die auslaufenden Voralpen-Hügel noch eine ziemlich anspruchsvolle Wegführung haben, hat den Weg zum nächsten Bahnhof leider etwas blockiert. Kaum ist man von den vielbegangenen Hauptrouten Via Alpina und GTA weg, ist kein Mensch mehr auf dem Weg und selbiger zwischendrin auch mal zugewachsen. Oder er löst sich auf einer Kuhweide einfach in einem Gewirr von zig Trampelpfaden der Almkühe auf. Keiner ist markiert und alle sind lang und sehr gut eingetrampelt. Welcher ist es denn nun?

Am Ende musste also ein freundlicher Autofahrer (mit Rastafrisur und seinem schrumpeligen, schwerhörigen Papa nebst keifendem Hund auf dem Beifahrersitz) aushelfen, um den nächsten Bahnhof (Mondovi‘) und von dort die nächste (Groß-)Stadt zum Aussitzen von zwei Tagen Regenwetter und zum Regenerieren der gequälten Füße zu erreichen.

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Gute 150 km, 3 Länder und die erste Alpenhauptkammüberschreitung reichen auch für die erste Woche.

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Rifugio Garelli > Gias de la Madonna > San Bartolomeo > Sella de Morteis > Pradeboni

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Via Alpina – Tag 6: Génépy, hausgemacht

Es kommt der Tag, da schmerzt erst der eine Fuß und Du verfluchst die nicht enden wollende Schotterstrecke. Dann läufst Du Dir am anderen Fuß eine Blase und Du fragst Dich, warum Du Dich für eine 25-km-Etappe ohne Zwischenhütte entschieden hast. Kurz vorm Ziel und weit nach dem Ende der Kräfte hat sich ein Gebirgsbach wunderbar tief in den Fels eingegraben, das heißt nochmal 300 m runter und genau gegenüber wieder rauf. Als sich endlich eine Stelle findet, um die geplagten Füße im kalten Bach zu kühlen, ziehen auch noch schwarze Gewitterwolken auf.

Aber endlich – Du glaubst schon nicht mehr daran – taucht sie doch plötzlich vor Dir auf, die erlösende Hütte. Und sie liefert – als ob sie es wüsste, welche Qualen sie heute ausgleichen muss – ein phänomenales Programm:

– einen ganzen Schlafsaal als Einzelzimmer (es sind heute nur 3 Gäste da, der Hüttenwirt versteht es selbst nicht) mit frischer Luft und ohne Schnarcher,

– ein 4-Gänge-Menü direkt am Familientisch, das für doppelt so viele Leute gereicht hätte als anwesend sind,

– einen sensationellen Blick zum Sonnenuntergang über das (verfluchte) Tal

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– und ein Gläschen hausgemachten Génépy dazu, um diesen Ausblick noch etwas zu schärfen und die Strapazen des Tages zu verdauen.

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Welche Strapazen? Welche Schmerzen? Waren da welche?

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Limonetto > Col de Tende > Colla di Piana > Passo del Duca > Rifugio Garelli

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Via Alpina – Tag 5: Abstecher in den Himalaya

Kurz auf dem Dach der Welt gewesen heute. Einen Achttausender bestiegen.

Hier der Beweis: Monsieur Citroën hat einst eine Expedition nach China mit ziemlich absurd aussehenden Fahrzeugen beauftragt („Die gelbe Karawane“). Die später verfilmte Dokumentation dazu wurde kostensparend hier gedreht.

Halbwegs himalaya-glaubhaft sieht die Kulisse tatsächlich aus. Die Wege sind nach diversen Felsstürzen auch in abenteuerlichen Zustand.

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Kaum ist man dann vom „Achttausender“ (Rocca dell’Abisso, rechts oben im Bild und erstaunlich gut besucht) wieder abgestiegen, sieht es aber doch gleich wieder sehr europäisch aus, fast heimatlich.

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Die „First-Class-Hütte“ Arrucador kann man nur jedem empfehlen, der hier auch mal einen Himalaya-Gipfel erklimmt.

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Castérino > Baisse de Peïrafiqua > Roche de l’Abisse > Col de Tende > Limonetto

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Benvenuto in Italia!

Soeben den Grenzgipfel erreicht. Genauso hab ich mir das Begrüßungskommittée vorgestellt:

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Rocca dell’Abisso, 2755 m

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Via Alpina – Tag 4: Durchs Künstlerviertel

Künstlerisch entfalten kann man sich am besten in Ruhe und Abgeschiedenheit. Das war wohl vor ein paar Tausend Jahren bei den Bronzezeit-Kreativen auch nicht anders. Auf jeden Fall haben sie damals Zeit gefunden, mindestens 40.000 Felszeichnungen zu ritzen.

Ein paar schaue ich mir an (unter strenger Aufsicht des Museums-, ich meine Nationalpark-Personals). Nicht alle 40.000. Es will auch noch ein schneebedeckter (!) Pass bewältigt werden. Die Südalpen wurden von Frau Holle äußerst reich bedacht letzten Winter.

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Vallée des Merveilles – Tal der Wunder

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Refuge des Merveilles > Baisse de Valmasque > Castérino

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