Es kommt der Tag, da schmerzt erst der eine Fuß und Du verfluchst die nicht enden wollende Schotterstrecke. Dann läufst Du Dir am anderen Fuß eine Blase und Du fragst Dich, warum Du Dich für eine 25-km-Etappe ohne Zwischenhütte entschieden hast. Kurz vorm Ziel und weit nach dem Ende der Kräfte hat sich ein Gebirgsbach wunderbar tief in den Fels eingegraben, das heißt nochmal 300 m runter und genau gegenüber wieder rauf. Als sich endlich eine Stelle findet, um die geplagten Füße im kalten Bach zu kühlen, ziehen auch noch schwarze Gewitterwolken auf.
Aber endlich – Du glaubst schon nicht mehr daran – taucht sie doch plötzlich vor Dir auf, die erlösende Hütte. Und sie liefert – als ob sie es wüsste, welche Qualen sie heute ausgleichen muss – ein phänomenales Programm:
– einen ganzen Schlafsaal als Einzelzimmer (es sind heute nur 3 Gäste da, der Hüttenwirt versteht es selbst nicht) mit frischer Luft und ohne Schnarcher,
– ein 4-Gänge-Menü direkt am Familientisch, das für doppelt so viele Leute gereicht hätte als anwesend sind,
– einen sensationellen Blick zum Sonnenuntergang über das (verfluchte) Tal
– und ein Gläschen hausgemachten Génépy dazu, um diesen Ausblick noch etwas zu schärfen und die Strapazen des Tages zu verdauen.
Welche Strapazen? Welche Schmerzen? Waren da welche?

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