Was mache ich mit einem halben Jahr Freizeit?
Eine klassische Weltreise unternehmen oder doch einen neuen Job als Buschpilot starten? Nur die Welt anschauen oder auch aktiv etwas bewegen? Durchgehend unterwegs sein oder zwischendrin mal nach Hause fahren? Frühbucherrabatt und die begehrtesten Spots sichern und alles vorausplanen oder lieber planlos die Seele baumeln lassen, gegen den Strom schwimmen und abwarten, wohin es mich verschlägt, wenn ich einfach mit Rucksack losreise? Surfen lernen und dunkelbraun heimkehren und nicht weiß wie ein Grottenolm bleiben durch den Sonnenlichtmangel im tristen Büro? Oder doch auch was für den Geist tun? Manche Menschen haben Ihre Auszeiten in japanischen Zen-Klöstern zugebracht. Aber muss man sich unbedingt gleich mit stundenlanger Meditation quälen bis sich die Knochen im „entspannten“ Lotussitz in den harten Holzboden gebohrt haben, um zur Erkenntnis zu gelangen? Dann vielleicht doch eher etwas Nützliches leisten – ein soziales Projekt vielleicht? Oder zumindest etwas mehr aus dieser Phase machen als einfach nur ein halbes Jahr lang Tourist sein?
Wie bewege ich mich fort und wie lebe ich?
Von einem Paradies ins nächsten jetten oder lieber die lange Zeit für einen ruhigeren Reisestil nutzen? Nachtzug, Frachtschiff, Heißluftballon, Elefant, U-Boot – es gibt spektakulärere Verkehrsmittel als einfach nur Tausende Airline-Meilen abzuspulen. Oder ist die Zeit dann aufgebraucht, weil die Elefantenexpedition leider viel zu lang gedauert hat? Phileas Fogg hat es immerhin 1873 in nur 80 Tagen um die ganze Welt geschafft. Dann kann ich also noch ein paar Abstecher einplanen.
Also was ist nun das Ziel?
Eine Runde um den Globus mit ausreichend Zeit auf jedem Kontinent gefolgt von einem humanitären Engagement und alles kombiniert mit einer persönlichen Entschleunigungs- und Ruhephase könnte auch gut mehrere Jahre und nicht nur ein halbes füllen. Also aussortieren: Welche von all den möglichen Zielen sind dann die wichtigsten? Die mit der größten Entfernung? Also eine entlegene Südsee-Insel. Oder doch die mit der langsamsten Reisegeschwindigkeit, die man sonst nie wieder schafft? Paddeln am Amazonas oder doch die Elefanten-Safari. Oder die sinnvollsten? Endlich Spanisch (weiter-)lernen wie vor 20 Jahren voller Begeisterung begonnen, aber mangels praktischer Anwendung und verlorengegangener Motivation im Alltag wieder vergessen.
Oder vielleicht doch eine ganz andere Art von Luxus? Der Luxus, es darauf ankommen zu lassen, was ohne Reiseplan passiert, ohne Rückfahrschein, ohne Uhr und ohne Termine. Nach keinem Ziel zu streben außer nach einem – dem Weg.
Exakt – so soll es sein:
1. Ein Weg kreuz und quer durch Europa (mit dem Zug) auf der Suche nach Kultur, Sprache und den lebenswertesten Flecken.
2. Ein Weg (zu Fuß) durch die Alpen auf der Suche nach der persönlichen Kondition und der Kraft der Natur.
3. Ein Weg (per ??) um die Welt auf der Suche nach der Kunst, sich einfach treiben zu lassen.
Mal sehen, welches Ziel ich erreiche.


